Presse- und Medienfeedback
Europa
Das Projekt "Fluss im Bauch" schaut mit kongolesischen Augen auf den Fluss.
3-Sat Kulturzeit
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/fluss-im-bauch-102.html
Im Fluss
Kolonialgeschichte anders erzählt
Der Falter
Theater auf postkolonialen Spuren
Deutschlandfunk Kultur
Ein kongolesisch-europäisches Team hat in Kinshasa das Stück „Fluss im Bauch“ auf die Bühne gebracht. Das Theaterprojekt setzt sich unter anderem mit der politischen Gegenwart und dem Schatten der kolonialen Vergangenheit auseinander.
Ein Kulturzentrum am Rande von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Hier hat die österreichische Regisseurin Carina Riedl innerhalb von zwei Monaten eine Theaterproduktion erarbeitet, mit Profis aus dem Kongo und aus Europa. Gespielt, gesungen und performt wird abwechselnd auf Deutsch und Französisch.
„Fluss im Bauch“, französisch „Le fleuve dans le ventre“, ist ursprünglich ein buchlanges Gedicht des in Österreich lebenden kongolesischen Schriftstellers Fiston Mwanza Mujila: die Auseinandersetzung eines Kongolesen und Weltbürgers mit dem geschichtsträchtigen Kongofluss.
Interesse an relevanten Texten
Carina Riedl erklärt dazu: „Es ist eine Sammlung von Gedichten im Grunde, von ganz verdichteter Sprache, von poetischen Texten, und es ist sehr fragmentarisch. Es gibt sehr, sehr viele thematische Stränge darin. Es gibt sehr persönliche, sehr intime Texte; es gibt sehr politische, sehr gesellschaftlich interessante und relevante Texte. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, die Spieler bereits in der Vorbereitung sehr stark einzubinden und sie zu fragen: Welche Stränge interessieren euch?“
Einer dieser fünf Spieler ist Dorine Mokha, Tänzer und Choreograf. Er sagt: „Meine Rolle hat viel mit meiner Erfahrung als Künstler und Bürger des Kongo zu tun. Es geht um Fragen im Zusammenhang mit Sexualität, Gender, Akzeptanz und Identität, aber auch mit der Gesellschaft und deren Erwartungen an einen Menschen. Was bedeutet es, Kongolese und anders zu sein, Kongolese und schwul zu sein, oder Kongolese, Tänzer und schwul zu sein? Diese Fragen stelle ich mir auch als Künstler, weil sie definieren, wer ich bin.“
Ohne staatliche Unterstützung
Auch die Schauspielerin Dada Kahindo ist Teil des Ensembles. Sie betreibt in Kinshasa eine Vernetzungsplattform für Kunstprojekte. Die Szene im Kongo beschreibt sie als eine der lebendigsten Afrikas. Doch staatliche Unterstützung fehlt.
„Viele Theateraufführungen und Ausstellungen müssen bei freiem Eintritt stattfinden. Die Künstler können also nicht von ihrer Arbeit leben, was die Szene schwächt“, erklärt Dada Kahindo.
Projekte wie „Fluss im Bauch“ sind auf Unterstützung von außen angewiesen, hier etwa durch das Goethe-Institut und den Koproduktionsfonds „Turn“. Die Idee zu dem Projekt kam Carina Riedl 2016. Sie bereiste den Kongo zur Vorbereitung auf eine Bühnenfassung des Joseph-Conrad-Romans „Herz der Finsternis“.
Aufführung in der Regenzeit
Damals wie jetzt ist die Dramaturgin Kerstin Grübmeyer dabei: „Das ist in Afrika immer dieses Thema weißer Mann vor schwarzer Kulisse, diese koloniale Metapher. Und was Fiston macht, ist ja, den Fluss aus einer kongolesischen Perspektive zurückzuerobern. Zu sagen, das ist mein Fluss, der ist in meinem Bauch, den hab ich gefressen und scheiße und kotze und gebäre ihn wieder aus.“
Einige Meter von diesem Fluss entfernt finden nach einigen Verschiebungen wegen politischer Unsicherheit am Ende zweier strapaziöser Probenmonate mit Hitze und Stromausfällen nun tatsächlich Aufführungen statt. Mitten in der Regenzeit. Da muss schon mal eine Aufführung unterbrochen werden, wenn es plötzlich unübertönbar auf das Blechdach herunterprasselt.
Der Kolonialismus gehört zum Alltag
Das Publikum ist weiß und schwarz, alt und jung, teils aus dem etwas reicheren Regierungsviertel mit dem Bus angereist, aber auch Neugierige aus dem Umfeld des dezentralen Spielorts finden sich ein. Und sind zufrieden, wie eine Zuschauerin erklärt: „Ja, eine sehr gute Aufführung. Das hätte ich nicht erwartet. Das Stück ist sehr stark und regt zum Nachdenken an.“
Nachzudenken gilt es schließlich bei aller postkolonialen Rückeroberung auch über ein Dilemma, dessen sich Regisseurin Carina Riedl durchaus bewusst ist: Sie ist selbst weiße Europäerin.
„Na ja, das kann ich nicht ändern, das ist die conditio sine qua non. Für mich ist es so relevant, daran zu erinnern, dass Europäer da vor 100 Jahren zwölf Millionen Menschen umgebracht haben und dass die Folgen davon jeden Tag in zwölf Millionen Körpern in Kinshasa herumlaufen, nach wie vor. Was ich dazu tun kann, dieses Thema zu einem Thema zu machen, will ich einfach gerne tun. Und ob das gelingt – oder gut gelingt, dass bitte ich dann andere zu beurteilen.“
Wütende Rhythmen
Performance „Fluss im Bauch“ im Nationaltheater
Die Rheinpfalz
Fiston Mwanza Mujila, die Zweite: Nach dem glitzernd-irritierenden Schauspiel „Tram 83“, das bei den Internationalen Schillertagen in Mannheim aufgeführt worden ist, bewegte das Publikum im Werk- haus des Nationaltheaters nun die interdisziplinäre Performance „Fluss im Bauch“, die Adaption eines anderen Textes des kongolesischen Autors. 80 Minuten lang prasselten wütende Rhythmen und wilde Tanz- szenen aufs Publikum ein.
Zu lange ist der Blick auf die gesell- schaftlichen und kulturellen Zustän- de auf dem afrikanischen Kontinent ausschließlich aus kolonialer Per- spektive erfolgt. Selbst bei Joseph Conrads vielgerühmtem Roman „Herz der Finsternis“ dienen der Kon- go und seine Einwohner meist nur als spannende Kulisse für die Abenteuer des Autors. „Die europäische Perspek- tive wollen wir unterlaufen und die Lebensrealität der kongolesischen Bevölkerung spiegeln“, so die Chef- dramaturgin des Mannheimer Natio- naltheaters, Kerstin Grübmeyer.
Gemeinsam mit der österreichi- schen Regisseurin Carina Riedl erar- beitete sie auf Basis des rhapsodi- schen Poems von Fiston Mwanza Mu-
jila ein Konzept, das beim Goethe-In- stitut in Kinshasa und der Kulturstif- tung des Bundes Anklang fand. Riedl baute eine Kooperation mit kongole- sischen Künstlern auf und erarbeitete die von schnellen Szenenwechseln und multimedialen Elementen ge- prägte Performance vor Ort in der De- mokratischen Republik Kongo. Was vorher in Kinshasa, Wien und Graz Premiere feierte, war jetzt auch in Mannheim zu sehen.
Das Bühnenbild vermittelt nur scheinbare Kargheit. Auf acht Bild- schirmen blinkt es: Die gesprochenen Texte erscheinen auf Französisch, Deutsch oder in kongolesischen Idio- men, dazwischen flackern medizini- sche Aufnahmen von Verdauungsor- ganen. An Stationen agieren fünf Per- former höchst konzentriert und in je- dem Ausdruck expressiv, voller Le- benslust und Wut. Es sind sprechende und musizierende Tänzer und Schau- spieler, drei von ihnen stammen aus dem Kongo. Komplettiert wird die Gruppe von der Polin und in Öster- reich lebenden Tänzerin Magdalena Chowaniec und dem deutschen Schauspieler Nicolaas van Diepen.
Durchzogen wird die Performance von Percussions-Kaskaden. Mal als elektronischer Herzschlag vom Band, meist aber direkt und stoisch ange- schlagen von Huguette Tolinga, die die Drums mal afrikanisch, mal als Punk- oder Rap-Linie bedient. Un- zweifelhaft einer der Höhepunkte: Wie sie mit Mikrofonen auf die Glie- der einer Halskette einschlägt. Das Publikum erstarrt: Es ist als ob Salven eines Maschinengewehrs durch den Saal hämmern.
Mujila hat in seinem Text eine be- drohte Welt inszeniert: „Eine Sonne ohne Arme ohne Mund, ein Himmel schmutzig und grau“. Und: „Der Fluss frisst alles.“ Der Kongo als Metapher, der lebensspendende Strom fließt durch die Gedärme des Menschen hindurch, macht sein Wesen aus. Im- mer wieder werden Verse aus der Apokalypse zitiert. Regisseurin Cari- na Riedl sieht das Kontinent übergrei- fende Projekt als neuen Ansatz.
Afrika
Mythos Kongo
ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT: EINE PERFORMANCE, DIE VEREINT
Der Fluss, unser Fluss ist sehr lebendig. Wer zweifelt daran? Wer würde je daran zweifeln? Der Fluss, unser Fluss lacht über den Tod und seine Akolythen. Er ist alles für uns. Er wiegt uns. Er singt für uns. Er spricht zu uns. Er umschmeichelt uns. Er liebkost uns. Er ernährt uns. Und über all ...
Goethe-Instut, von Missy Bangala | 13 Sep 2019
The Congo Myth
RIVER IN THE BELLY - BETWEEN FICTION AND REALITY: A PERFORMANCE THAT UNITES
The river, our river, is very alive. Who doubts that? Who would ever doubt it? The river, our river, laughs at death and its acolytes. The river is everything for us. She dandles us. She sings for us. She speaks to us. She flatters us. She caresses us. She feeds us. And beyond all this, ...
Goethe-Instut, by Missy Bangala | 13 Sep 2019
«Ils sont forts, percutants et interpellant...»
Tony ELEBE s'exprime sur « Fleuve dans le ventre »
Vendredi dernier, il m'a été donné d'assister à un spectacle des plus inhabituels, intitulé « Fleuve dans le ventre »... Un cercle formé par les chaises des spectateurs, et au milieu, quatre corps étrangement costumés; mi haillons, mi bouffons, allongés à même le sol, comme endormis... Ainsi, commence la représentation théâtrale. Puis, s'en suit une déclamation de textes; ceux de Fiston Mwanza Mujila dans son ouvrage du même nom que le spectacle. Ils sont forts, percutants et interpellant.
Image du spectacle à l'IFK, mercredi 27 mars 2019
Dans la bouche des acteurs, dans leurs mouvements, transes et danses frénétiques, ces textes prennent vie. Ces acteurs, quelle mémoire ! Le flot de mots est quasi ininterrompu. Plusieurs scènes se succèdent et nous parlent d'identité, de luttes, de survie, de sexualité, de folie, de mort, de révolte et de renaissance. Les mots autant que leur mise en scène raisonnent dans l'âme du spectateur.
Chapeau bas au metteur en scène et aux acteurs qui jouent le jeu à fonds, bravant les éléments, car dehors la pluie et les éclaires tonnaient, grondaient, comme pour fournir au spectacle une bande-son inespérée. Nos acteurs en font fi, ils jouent, pour nous, à épuiser toute l'énergie et la sueur de leurs corps. Ils sont généreux et passionnés. Bref, ce fut une soirée culturelle bien agréable. Cela valait le détour.
Tony ELEBE ma Ekonzo, fadyambroise.com | 7 avril 2019
http://www.fadyambroise.com/2019/04/ils-sont-forts-percutants-et.html
Interview mit Autor und Regisseurin
Fluss im Bauch/Fleuve dans le ventre : les coulisses d'un spectacle qui reconstruit l'image de l'Afrique colonisée
Du 27 mars dernier Goethe-Institut a organisé, à l'Institut français de Kinshasa, le tout premier spectacle de son projet Fluss im Bauch | Fleuve dans le ventre. Devant un public attentif, des acteurs ont joué une pièce théâtrale tirée du livre "Fluss im Bauch/Fleuve dans le ventre", notamment pour raconter les stigmates de la colonisation. Joint par ACTUALITE.CD, Carina Riedl, metteur en scène, explique les à-côté de ce spectacle qui vise à changer l'image de l'Afrique poste-coloniale, en général.
Pourquoi avoir choisi ce livre?
Carina Riedl: Parce Fiston Mwanza Mujila est un auteur intéressant de sa génération. Il connait les réalités de vie d'au moins deux continents, les langues; les religions; les façon de penser et d'agir des gens qu'on peut y trouver. Le livre "Entre" est choisi car ce n'est pas quelque chose que l'on endure passivement mais qu' on élève à une stratégie de vie active, incarné.
Comment adapter un tel livre de poésie en théâtre sachant qu'elle n'a pas de fin?
Carina Riedl: Ce texte ne veut pas raconter une histoire mais décrire une expérience de base. À savoir celui du livre "Entre", Fiston a choisi la forme de fragments condensés des éclats. La mise en scène représente une tentative d'opérer dans un espace entre les genres, les langues, entre les mondes de l'expérience et les espaces de vie. L'essence de ce projet et de laisser ces langues se relier les une aux autres de les mettre en fleuve et de traquer les sous courants.
Comment se sont déroulées les six semaines de création avec ce mélange des nationalités dans l'équipe?
Carina Riedl: Nous nous rendions tous ensemble dans notre salle de répétition du centre culturel M'eko pour y développer la production. L'objectif était d'avoir un échange aussi complet que possible, avec les performeurs , sur la façon dont les différentes perspectives sur les textes peuvent être reliées entre elles. Ensuite nous avons développé des blocs de construction scéniques où les joueurs se rencontraient souvent de manière plus intensive dans différentes constellations de deux personnes. Parties de danse, corps et mouvement avec l'ensemble ont joué un rôle important. L'expérience a montré qu'il n'y avait aucun besoin de traduction par rapport aux malentendus ou besoin d'explication dû aux mélanges des langues de travail, français, lingala, polonais ou de la rencontre des disciplines des genres très différents.
Que représente le fleuve dans le ventre pour vous ?
Carina Riedl: D'une part, Fiston se réfère naturellement au vrai fleuve Congo, en tant qu' artère routière principale source de nourriture et moyen de substance de tant de Congolais. D'autre part, l'auteur le titre dans un sens métaphorique: fleuve comme une image pour créer un canal entre son propre intérieur ( ventre) le flux comme symbole de la production artistique pour le droit de dire "je" et d'exprimer ce "moi". Aussi déchirant et contradictoire soit-il. La lutte pour cela est de relier tous les peuples de la planète .
Dans les différentes salles, des publics très différents sont venus. Alors que l'Institut français représentait principalement la scène artistique et culturelle de la ville, des gens du quartier sont également venus à M'eko. Rien ne m'a plus réjouie que le fait que les femmes du stand de légumes du coin aient franchi le seuil, accepté notre invitation et donné une chance à notre projet.
Croyez-vous au changement et surtout à l'amélioration de la vie ici à Kinshasa ?
Fiston Mwanza Mujila: Il m’arrive d‘être utopiste, rêveur et exagérément optimiste. Le poète en moi croit au changement. Mais le changement ne tombera pas du ciel. Le changement n‘est pas une marchandise qu‘on pourrait se procurer dans la première boutique. Il doit commencer dans les deux sens: par le haut et par le bas. Les autorités politiques, religieuses, universitaires et nous autres citoyens ordinaires, tout un chacun doit mettre la main à la pâte. Le changement exige un cadre et une vraie volonté. Le progrès social à Kinshasa ou à l’intérieur du Congo n’est possible que si les institutions qui régissent le pays fonctionnent correctement. C’est ce que le Congolais lambda attend depuis des siècles.
Pour l'auteur quel a été l'élément déclencheur de la rédaction de son livre?
Fiston Mwanza Mujila: La distance... Il me fallait être loin du pays natal pour lui parler en toute sincérité. Le Fleuve dans le Ventre est une cartographie personnelle. Un chant. C‘est aussi un livre de deuil... Mon propre deuil. Mes funérailles... Je vivais comme écartelé entre le Congo et l‘Autriche. Ces deux mondes semblaient inconciliables en moi. Et le Congo avec son fleuve faisait déborder la vase. Le processus d‘écriture m‘avait permis, en son temps, de défenestrer le mal du pays.
Que représente le fleuve dans le ventre pour lui?
Fiston Mwanza Mujila: Tout le monde a un fleuve dans le ventre. Tout est de faire du fleuve un lieu d‘espérance. Le fleuve Congo fait la fierté du pays. Il est dans le même temps un gâchis car on l‘exploite pas suffisamment. Je ne parle pas du barrage Inga mais de l‘industrie touristique en rapport avec le fleuve... On évoque sans frein les minerais mais l'Homme congolais et la nature (le bassin hydrographique, les forêts,...) sont les véritables richesses de ce pays. Le fleuve dans le ventre est un appel à comptabiliser l‘espérance, à la traquer au besoin, puisqu’il faudrait commencer par quelque chose.
Que pense-t- il de cette adaptation?
Fiston Mwanza Mujila: Je n‘ai pas encore assisté au spectacle. Je le ferai à Vienne et Mannheim. Mais je suis en dialogue permanent avec la metteure en scène, Carina Riedl. Nous nous sommes rencontrés plus d‘une fois afin de parler de vive voix du projet. Je connais personnellement et j’ai de l’estime pour les artistes qui jouent dans le spectacle. Ma curiosité demeure. Je me réjouis déjà de la tournée...
actualité.cd | 07 avril 2019 | https://actualite.cd/2019/04/07/fluss-im-bauchfleuve-dans-le-ventre-les-coulisses-dun-spectacle-qui-reconstruit-limage